„Kann ich helfen? Ich bin Elektriker!“ Mit diesen Worten betrat ein Mann im Dezember 2009 den kleinen Ausstellungsraum im ersten und namensgebenden Domizil in der Eulengasse 65. Er konnte nicht wissen, dass flackerndes Stroboskoplicht Teil der Installation von Minius Pullmann war, die unter dem Titel „Mit dem Porsche zur Trinkhalle“ die schmale Residenz des 2003 gegründeten Vereins Eulengasse an dieser Stelle beendete.
In den vergangenen sechs Jahren hatten hier 90 Expositionen stattgefunden, Helga Marx, Sprecherin des Vereins, blickte damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge in die Zukunft: „Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Das letzte Ausstellungsjahr stand unter dem Motto ‚Zu Hause’. Nächstes Jahr sind wir dann eben zu Gast.“
So kam es, der Verein war in anderen, wechselnden Räumen präsent, suchte mit Unterstützung der Stadt nach einem geeigneten Ort, fand diesen schließlich in der Seckbacher Landstraße 16. Statt eines kleinen Raumes stehen nun zwei größere plus Diele, Küche und Keller zur Verfügung. Außerdem gibt es drei Ateliers. Am 1. April 2011 wurde das neue Zuhause mit einem fulminanten Auftakt der Öffentlichkeit vorgestellt. Der neue Ort zog allerdings keinen Namenswechsel nach sich, der Verein Eulengasse blieb bei seiner eingeführten Bezeichnung. Eine weise Entscheidung.
Wenn man zu einer Vernissage des Zusammenschlusses von Malern, Bildhauern, Grafikern, Musikern, Schauspielern, Architekten und Designern geht, muss man stets auf Überraschungen gefasst sein, sich der Begegnung mit dem Ungewohnten stellen. Ob dem Betrachter die Werke und Performances gefallen, entscheidet er selbst. Eins ist sicher: Denkanstöße gibt jede Exposition, ist stets ein Ereignis für neugierig Gebliebene. Oft löcken Bilder und Installationen gegen den Stachel, fordern geradezu Widerspruch. Es kostet Zeit und Hirn und vor allem die Bereitschaft, sich mit dem Ungewohnten, dem Ungewöhnlichen auseinander zu setzen. Lohnenswert ist das allemal.
Längst haben viele Künstler die Eulengasse entdeckt. So wie Helmut Werres: „Vor etwa vier Jahren bin ich zufällig bei einem Spaziergang an der Eulengasse vorbei gekommen. Mich interessierte, was dieser Verein macht, ich kam mit Harald Etzemüller ins Gespräch. Die Mitarbeit ergab sich peu à peu. Seit zwei Jahren bin ich Fördermitglied. Ich schätze diese Ausstellungsmöglichkeit, den Kontakt zu Harald Etzemüller und Vladmir Combre de Sena. In der Eulengasse passieren Dinge, die lebendig sind.“
Jochen Schmidt, Mitglied des Ortsbeirats 4 (Bornheim, Ostend), findet die Eigeninitiative des Vereins erstaunlich: „Er versammelt Kunst und Künstler, bedient damit eine Nische. Alle dürfen mitbestimmen, das finde ich toll. Die avantgardistischen Werke sind zwar nicht jedermanns Geschmack, aber der Verein Eulengasse rundet das Bornheimer Quartier ab und ist ein Zusammenschluss, den wir brauchen können.“ Schmidt freut sich über gut besuchte Vernissagen in dem attraktiven neuen Domizil. Über die Anregung, einen Kunstbücherschrank in unmittelbarer Nähe vor der Galerie aufzustellen, will er nachdenken. „Ich bin nicht abgeneigt“, sagt Jochen Schmidt.
Kontakte gibt es auch zum Kinderzentrum Eulengasse. Leiterin Irene Sikora-Jovez ist zuversichtlich: „Kunstkurse sind für die Kinder geplant, das ist wichtig für die Mädchen und Jungen. Wir halten sehr viel von der Galerie“, fügt sie hinzu.
Sicher einer von vielen Schritten, diese Galerie stärker ins Bewusstsein des Quartiers zu bringen. Ein richtiger und wichtiger Weg. Jeannette Faure (Freie Journalistin)